Angelurlaub in Norwegen – vom Norwegenvirus infiziert

Auf geht es zum Angeln nach Norwegen

Mittlerweile sind seit meinem ersten Angelurlaub in Norwegen sagenhafte 20 Jahre ins Land gegangen und noch immer hat mich der bei vielen bekannte “Norwegenvirus” fest im Griff. Immer wieder werde ich von Norwegenneulingen gefragt, was es denn bitte mit diesem “Virus” auf sich hat.

Dass wir hier kein wissenschaftlich erklärbares Phänomen vorliegen haben, ist bereits der erste Schritt, um zu begreifen, was dieser Virus denn eigentlich bedeutet. Wie und wo auch immer der erste Norwegenurlaub stattfindet, ist egal, denn Norwegen hat gänzlich eine Menge zu bieten. Fangen wir bei der Landschaft an, die mit Bergen, Tälern, Seen, Flüssen und nicht zuletzt mit einer 20.000km langen Küste eine wahrhaft abwechslungsreiche Ansammlung unterschiedlichster geomorphologischer Erscheinungen zu bieten hat. Ebenfalls beeindruckend ist mit Ausnahme der Ballungszentren die dünn besiedelte Landschaft. Nicht selten erzählen Urlauber nach ihrer Rückkehr aus Norwegen, dass “dort die Uhren noch anders ticken”. So ist Norwegen bewußt oder unbewußt ein Land, bei dem trotz diverser Akitvitätsmöglichkeiten – ob nun sportlich oder kulturell – eine gewisse Ruhe beim geneigten Norwegenurlauber einkehrt.

Die ersten Schritte sind also getan, um von Norwegen begeistert zu sein. Überraschend für viele ist sicherlich beim ersten Besuch – natürlich je nach Jahreszeit – der Fakt, dass trotz der geographischen Breitenlage ein recht mildes Klima herrscht. Dank des einflußreichen Golfstroms können hier im Sommer gut und gerne 18° C Wasser- und damit schon Badetemperaturen herrschen. “Ehrlich, so warm, das hätte ich nicht gedacht!” Diesen Satz habe ich die Jahre über sehr häufig gehört und/oder gelesen. Dass wir bereits im Mai mit lediglich einem T-Shirt und kurzer Hose bekleidet geangelt haben, mag man kaum glauben, hat man es nicht selber erlebt. So geschehen Ende Mai 2013 auf der Insel Leka.

Die Landschaft paßt, für Ruhe ist gesorgt und auch das Wetter ist doch gar nicht so kalt wie gedacht. Erzähle ich kompletten Neulingen dann auch noch, dass sie ohne Fischereischein im Nordmeer angeln dürfen, spitzen sie die Ohren noch mehr. An dieser Stelle möchte ich gleich einwerfen, dass dennoch Mindestmaße vorgegeben sind, an die sich bitte jeder Norwegenagler hält. In den meisten Fällen befinden sich die Maße direkt als Aufkleber mit Linealfunktion im Boot, was direkt zum Messen bei Unsicherheit über die Schonmaße benutzt werden darf/sollte.

Das Pünktchen auf dem “i” ist dann für die Meisten die Tatsache, dass man in Norwegen unter bestimmten Voraussetzungen ohne Bootsführerschein mit dem gemieteten Boot über das Nordmeer fahren kann. Das ist für viele Freiheit pur! Auch für mich war die erste eigene Tour zu den Fischgründen eine prägende wie positive Erfahrung. Zum Thema “Ist ein Bootsführerschein erforderlich?” habe ich an anderer Stelle bereits einige Tipps und Hinweise gegeben. Zusammenfassend läßt sich festhalten: Wer nach dem 01.01.1980 geboren ist, darf nur noch Boote bis 8 m Länge und bis 25 PS Motoren führen, darüber hinaus wird der Bootsführerschein gebraucht. Heißt im Umkehrschluß, dass alle Jahrgänge 1979 und früher keinen Bootsführerschein brauchen. Dennoch möchte ich trotz der genannten Freiheiten insbesonders Neulingen dazu raten, bei der Bootsübergabe durch den Vermieter genau auf Hinweise zu hören, um mögliche Gefahren gar nicht erst entstehen zu lassen – dann klappt es auch mit dem Angeln! Wer sich noch ein paar zusätzliche Tipps einholen möchte, der folge bitte dieser Empfehlung.

Jetzt also sind wir auf dem Nordmeer mit unserem Boot, umgeben von einer fantastischen Landschaft, um uns herum kein weiteres Boot… Also auf und die Köder am potenziellen Hot Spot Richtung Meeresgrund ablassen. “Klong”, der Köder ist angekommen, kurz ein paar Kurbelbewegungen, noch ein paar bis ins Mittelwasser, erneut rauscht der Köder abwärts, Rute heben – “Päm!” Plötzlich biegt sich die Rute fast zu einem Halbkreis und die Schnur wird von der Rolle gezogen. Keine Chance, den Fisch sofort nach oben zu kurbeln.

Heilbuttaction

Warten, der Fisch ist am Grund. Langsam beginnt der Kampf Angler gegen Fisch. Rute heben, beim Senken kurbeln. Alles gaaaaanz langsam, denn der Fisch wippt und drückt enorm dagegen! Wieder nimmt er Schnur. Wieder geht das Drillen beim Ausgang los. Langsam aber sicher bilden sich erste Schweißperlen auf der Stirn! Die anderen Angler haben ihre Montagen bereits eingeholt und schauen gebannt und gespannt gleichermaßen auf die Wasseroberfläche. “Was ist es?” “Weiß ich nicht, aber könnte ‘nen Butt sein!” “Ok, vorsichtig, nur nicht verlieren!” Jaja, ihr habt gut reden, also weiterpumpen…

Nach abermals 15 Minuten im Drill dann plötzlich keine Spannung mehr! Was nun? “Sch…e, der ist weg!” Also weiter aufkurbeln, doch plötzlich wieder Spannung! “Wahnsinn, der kommt mir entgegen!” Nach weiteren 15 Minuten erscheint dann plötzlich eine weiße Fläche einige Meter unter dem Boot. “Buuuuutttt!” Nach weiteren 5 Minuten liegt er dann  im Boot und alle sind glücklich! Die zwei Mitangler – übrigens Norwegenneulinge – sitzen abends beim Fischessen und wissen eins: “Nächstes Jahr geht es definitiv wieder zum Angeln nach Norwegen! Uns hat eine Art Virus gepackt!” So schnell kann es gehen…

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